Abschlussprüfer treffen ein Urteil über die Normenkonformität von Jahresabschlüssen und Lageberichten, reduzieren so die Informationsunsicherheit der Investoren und tragen damit zu verringerten Kapitalkosten bei. Der Wert ihres Prüfungsurteils hängt für die Empfänger von der Zuverlässigkeit der darin enthaltenen Informationen und damit auch von der Urteilsfreiheit des Urteilenden ab. Dabei reicht es nicht aus, dass Abschlussprüfer tatsächlich unabhängig sind. Sie müssen vielmehr von den Adressaten ihres Prüfungsergebnisses als unabhängig wahrgenommen werden.
Die Unabhängigkeit des Abschlussprüfers könnte u.a. durch die gleichzeitige Verrichtung von Prüfungs- und Beratungstätigkeit gefährdet sein. Dies liegt zum einen darin begründet, dass durch die gleichzeitige Prüfung und Beratung das Umsatzvolumen mit dem Mandanten steigt und so die wirtschaftliche Relevanz der Geschäftsbeziehung zunimmt. Zum anderen besteht die Gefahr, dass der Abschlussprüfer mit den Ergebnissen der eigenen Beratungstätigkeit konfrontiert wird. Dadurch steigt das Risiko, dass Fehler übersehen bzw. zwar erkannt, aber verschwiegen werden. Insofern stellt sich die Frage, welchen Einfluss die Verknüpfung von Prüfungs- und Beratungstätigkeit auf die Unabhängigkeitswahrnehmungen diverser Adressaten (z.B. Aktionäre oder Aufsichtsräte), aber auch auf das tatsächliche Verhalten des Abschlussprüfers ausübt.
Es gilt in diesem Zusammenhang, die Unabhängigkeitswahrnehmungen relevanter Adressaten des Prüfungsurteils (z.B. Aktionäre, Kreditgeber, Aufsichtsräte) zu erforschen. Dabei sollen sowohl Befragungen als auch Experimente und Archivstudien zum Einsatz kommen. Die tatsächliche Unabhängigkeit des Abschlussprüfers lässt sich nicht unmittelbar messen, sodass Unabhängigkeitssurrogate verwendet werden müssen. Hierzu eignet sich u.a. die Messung des Ausmaßes an Bilanzpolitik (über sogenannte abnormal accruals).
Eine weitere Frage ist darin zu sehen, ob sich eine zu lange Mandatsdauer negativ auf die Unabhängigkeit des Abschlussprüfers auswirkt bzw. ob eine externe Pflichtrotation diese stärkt. Auch hier besteht wiederum das Problem der Abschätzung der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers, wozu sich erneut das Ausmaß an in Jahresabschlüssen festgestellter Bilanzpolitik anbietet.
Darüber hinaus sind zahlreiche weitere potenzielle Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit, wie z.B. die Einführung einer Gebührenordnung sowie die Bestellung des Abschlussprüfers durch eine unabhängige Drittinstanz, Gegenstand der Forschungsaktivitäten des Fachgebietes.
Wirtschaftsprüfer sind gegenläufigen Markt- und Anreizstrukturen ausgesetzt, die einen enormen Druck ausüben, gleichzeitig eine möglichst hohe Prüfungsqualität bei möglichst niedrigen Prüfungshonoraren zu erbringen. Insofern ist es für die Branche von großer Wichtigkeit, permanent nach Möglichkeiten zur Verbesserung von Effizienz und Effektivität zu suchen. Zudem ist der Prüfungsprozess, in dessen Rahmen Effizienz- und Effektivitätssteigerungen erzielt werden könnten, in der Forschung noch immer eine Black Box. Dies liegt insbesondere daran, dass der Prüfungsprozess für den Forscher weitgehend nicht beobachtbar ist. In diesem Kontext stellt sich die Frage, welche Aspekte des Prüfungsprozesses Potenziale für eine Effizienz- oder Effektivitätssteigerung bieten und welche Forschungsansätze dazu beitragen können, das lückenhafte Verständnis des Prüfungsprozesses aus theoretischer Sicht zu verbessern.
Neben qualitativen und experimentellen Forschungsansätzen, die neue Entwicklungen im Abschlussprüfungsmarkt im Kontext dieser Fragestellung analysieren, bietet sich hier die Untersuchung besonderer Berichtspflichten von Mandanten und Abschlussprüfern an. Diese lassen unter Rückgriff auf verschiedene Theorien Schlüsse auf den Dienstleistungsprozess der Abschlussprüfung und seine Effizienz und Effektivität zu und erlauben dabei die Analyse großer Datensätze.
Aktuelle Analysen umfassen insbesondere drei Teilbereiche. Beim Einsatz von sogenannten Shared Service Centern nutzen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften eigenständige Abteilungen, um für eher einfache Prüfungshandlungen, die wenig prüferisches Ermessen erfordern, wie z.B. das Einholen von Bank- oder Saldenbestätigungen, von Skaleneffekten (z.B. Spezialisierungseffekte, Lern- und Erfahrungskurveneffekte, Einsatz geringer qualifizierter Mitarbeiter) zu profitieren. In diesem Kontext stellt sich zum einen die Frage nach der optimalen Ausgestaltung solcher Shared Service Center (z.B. onshore oder offshore, Art von zu erledigenden Prüfungshandlungen). Zum anderen interessiert aber auch, inwiefern diese organisatorische Maßnahme intern und extern auf Akzeptanz stößt, sodass bei sinkenden Kosten die tatsächliche und wahrgenommene Prüfungsqualität nicht abnehmen.
Der zweite Teilbereich analysiert die Kooperation von Mandanten und Abschlussprüfer bei Prüfungshandlungen. Da der Abschlussprüfer vielfach auf Informationen des Mandanten angewiesen ist, kann eine kooperative Zusammenarbeit und eine gute Vorbereitung des Mandanten die Abschlussprüfung effizienter machen. Ein entscheidender Faktor ist hierbei das Humankapital der Mandanten. Besondere Berichtspflichten in Belgien erlauben eine Analyse der Schulungstätigkeit aller Prüfungsmandanten
Diese kann als Maß für Humankapital des Mandanten herangezogen werden, um die vermuteten Zusammenhänge dessen mit der Effizienz der Abschlussprüfung zu untersuchen.
Der dritte Teilbereich befasst sich mit der Frage, inwiefern Stress von Abschlussprüfern den Prüfungsprozess stören kann. Das Erkennen von Stress könnte Gegenmaßnahmen ermöglichen, die wiederum aktuell durch Stress reduzierte Effizienz und Effektivität verbessern könnten. Ein möglicher Stressfaktor ist der tägliche Weg von Abschlussprüfern zu Mandanten. Unvorhergesehene Staus, die durch Unfälle verursacht wurden, können den Stress betroffener Abschlussprüfer erheblich erhöhen und das Erledigen geplanter Prüfungshandlungen an langen und vollen Arbeitstagen wesentlich stören oder gar unmöglich machen. Eine Analyse aller Unfallereignisse in den USA, wo der Berufsverkehr in fast allen Regionen vom Auto dominiert ist, soll Erkenntnisse darüber bringen, ob dieser Stressfaktor den Prüfungsprozess messbar stört.
Für die Kommunikation von Prüfungsergebnissen stehen dem Abschlussprüfer zwei grundsätzliche Instrumente zu Verfügung: zum einen der an den Aufsichtsrat und den Vorstand adressierte Prüfungsbericht und zum anderen der an die breite Öffentlichkeit gerichtete Bestätigungsvermerk. Die Europäische Union hat in Folge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise die Rolle des Abschlussprüfers kritisch hinterfragt und zahlreiche Vorschläge zur Stärkung der Prüfungsqualität zur Diskussion gestellt. Diese zielen auch auf die Berichterstattung des Abschlussprüfers ab. Hinsichtlich des Bestätigungsvermerks sind mehrere inhaltliche Erweiterungen angedacht. Hierbei stellt sich die Frage, wie die zusätzliche Berichterstattung z.B. zu Key Audit Matters oder zur Materiality in der Praxis ausgestaltet ist und welche Charakteristika des Mandanten und des Abschlussprüfers diese beeinflussen.
Da im Zusammenhang mit Pflichtprüfungen nur wenig Wachstum erzielbar ist, verbreitern Wirtschaftsprüfungsgesellschaften regelmäßig ihre Angebotspalette. In diesen Kontext sind auch sogenannte prüfungsnahe Dienstleistungen einzuordnen, die zum Teil gesetzlich vorgesehen, zum Teil aber auch nur freiwillig nachgefragt werden.
In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass das Institut der Wirtschafsprüfer zahlreiche dieser Dienstleistungen über Prüfungsstandards normiert hat (z.B. IDW PS 981 zu den Grundsätzen ordnungsmäßiger Prüfung von Risikomanagementsystemen oder IDW PS 983 zu den Grundsätzen ordnungsmäßiger Prüfung von Internen Revisionssystemen). Da es international keine vergleichbaren Normen gibt, sind Studien vor dem deutschen Hintergrund von besonderem Interesse. Häufig sind freiwillige oder gesetzlich vorgeschriebene Berichterstattungsinstrumente, welche die herkömmlichen Rechnungslegungsinformationen ergänzen und so die wachsenden Informationsbedürfnisse der Stakeholder befriedigen, wie z.B. Nachhaltigkeitsberichte, Gegenstand von prüfungsnahen Dienstleistungen.
Hier stellt sich die Frage, ob eine freiwillige Nachfrage nach solchen Dienstleistungen nützlich ist bzw. ob die entsprechenden Prüfungsergebnisse entscheidungsrelevant sind. Die Ergebnisse dienen insbesondere potenziellen Nachfragern solcher prüfungsnahen Leistungen als Entscheidungsgrundlage. Zudem sind sie für den Gesetzgeber für die Frage hilfreich, ob er eine diesbezügliche Prüfungspflicht implementieren sollte.
Wirtschaftskriminalität ist nicht erst seit dem Abgasskandal ein wichtiges Thema. Experten gehen davon aus, dass Unternehmen dadurch Verluste von bis zu 5 % der jährlichen Umsätze entstehen. Dabei hat der Abschlussprüfer gemäß ISA 240 und 250 die Pflicht, mit hinreichender Sicherheit zu beurteilen, ob der Jahresabschluss frei von wesentlichen Fehlern aufgrund von wirtschaftskriminellen Handlungen ist. Dies umfasst jedoch keine detaillierte Prüfung auf jegliches Fehlverhalten. Insbesondere sind davon keine Sachverhalte umfasst, die nach dem zentralen Konzept der Wesentlichkeit nicht zu einer Falschdarstellung im Jahresabschluss führen würden. Historisch ist die Aufdeckung von Wirtschaftskriminalität eine Kernaufgabe des Abschlussprüfers. Nachdem deren Relevanz zunächst rückläufig war, hat sie zuletzt, spätestens seit Erlass des US-amerikanischen Sarbanes-Oxley-Act 2002, wieder deutlich zugenommen.
Große Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bieten als ergänzende Dienstleistung seit etwa 20 Jahren zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität sogenannte Forensic Services an. Diese umfassen z.B. Sachverhaltsaufklärung oder Präventionsberatung und auch Sachverhalte jenseits des Wesentlichkeitsgrundsatzes der Abschlussprüfung. Anders als die Jahresabschlussprüfung sind Forensic Services gesetzlich nicht umfassend reglementiert. Dabei ist eine eindeutige Einordnung als Prüfungs- oder Beratungsleistung je nach konkreter Ausgestaltung eines Auftrags nicht immer möglich.
Während sich ein etablierter Forschungsstrang mit der Entdeckung von Wirtschaftskriminalität durch den Abschlussprüfer beschäftigt, ist die Forschung zu deren Bekämpfung durch das Unternehmen unübersichtlich und häufig auf konkrete Einzelthemen fokussiert sowie auf verschiedene Disziplinen verteilt. Forensic Services sind bisher wenig erforscht.
In diesem Kontext wird angestrebt, neue Erkenntnisse zur Prävention von Wirtschaftskriminalität zu gewinnen und die Rolle des Abschlussprüfers besser zu verstehen. Dabei ist insbesondere von Interesse, inwiefern Fälle von Fehlverhalten bei Mandanten oder dem Abschlussprüfer selbst der Reputation des Abschlussprüfers schaden. Neben Forschung in Anlehnung an den bestehenden Forschungsstrang zur Rolle des Abschlussprüfers werden aktuelle Fälle und regulatorische Veränderungen wissenschaftlich aufgearbeitet und in die bestehende Forschung eingeordnet. Dazu gehören z.B. Geldwäscheprävention, der VW-Skandal und Whistleblowing.
Daneben soll grundlegende Forschung zu Forensic Services dazu beitragen, die Erforschung dieser unklar abgegrenzten Dienstleistung voranzutreiben. Dazu wurde ein Experiment zur Wahrnehmung von Forensic Services durchgeführt
Wissenschaftliche Projekte zur Digitalisierung der Finanzfunktion werden in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Unternehmenssteuerungssysteme und dem Arbeitskreis „Digital Finance“ der Schmalenbach-Gesellschaft von Professor Dr. Jörg H. Mayer (Technische Universität Darmstadt) durchgeführt. Es bestehen aktuell sieben Forschungsfelder.
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1. Digital Finance – Drei Gestaltungsrahmen: Roadmap, Vision 2025 und Triple „E“ Value Circle
Im Rahmen der Digitalisierung steht die Finanzfunktion häufig im Mittelpunkt. Automatisierungsprojekte, Datenanalysen zur Vorschau maßgeblicher Finanzkennzahlen unter der Nutzung einer sogenannten „Digital Enterprise Platform“ setzten auch im akademischen Jahr 2019/2020 den Forschungsrahmen.
Der bisherige zweistufige Ansatz wurde mittlerweile bei dreizehn Partnerunternehmen des Arbeitskreises „Digital Finance“ der Schmalenbach-Gesellschaft umgesetzt. (1) Zunächst bringt die sogenannte Digital Finance Roadmap digitale Initiativen im Unternehmen auf eine Zeitachse und beschreibt somit den Weg von heute zur Finanzfunktion 2025. (2) Zur Strukturierung der Finanzfunktion 2025 hat sich die Vision 2025, ein Ansatz nach dem St. Galler Business Engineering, bewährt. Der Ansatz besteht aus den drei Gestaltungsebenen „Strategie, Organisation, IT-Unterstützung“ sowie dem „weichen“ Faktor „Führung, Verhalten, Macht“. Am Ende stehen sogennannte „business services“; oft umgesetzt in multi-tower Shared Service Centern.
Aktuell wird an dem sogenannten „Triple E“ Value Circle gearbeitet, mit dessen Hilfe der Mehrwert digitaler Initiativen umfassend und ausgewogen beurteilt werden soll. Hierzu kommen die Dimensionen „Effizienz, Effektivität und Erfahrung“ zum Tragen. Der Ansatz wird aktuell mit Beurteilungskriterien operationalisiert. Eine erste Umsetzung fand bei einem Spezialglas- und Glaskeramikhersteller statt, eine weitere Umsetzung ist bei einem Spezialchemieunternehmen geplant.
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2. Maturitätsmodell Digitale Technologien für Führungskräfte
In diesem Forschungsfeld wird der Durchdringungsgrad digitaler Technologien „mobile, collaboration, big data analytics, in-me-mory technology, and cloud“ im Bereich der Unternehmensplanung und -steuerung untersucht. Für die Konstruktion des Reifegradmodells wurde eine fragebogengestützte Studie unter Managern durchgeführt und mithilfe des Rasch-Algorithmus ausgewertet. Auf diese Weise werden folgende Forschungsfragen beantwortet:
(1) Welche digitalen Technologien kommen aktuell in der Unternehmensplanung und -steuerung zur Anwendung?
(2) Was sind nächste technologische Schritte, die Führungskräfte zu ihrer Unterstützung erwarten?
(3) Was sind konkrete Gestaltungsempfehlungen, um ein nächstes Digitalisierungsniveau der Unternehmensplanung und -steuerung zu erreichen?
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3. Automatisierung – Maschinelle Datenerhebung zur Erfüllung von IFRS 16 und Accounts Recommender
Die Automatisierung von Prozessen ist ein neueres Arbeitsfeld des Kompetenzzentrums Unternehmenssteuerungssysteme. Es hat zwei Facetten: Zum einen hilft Natural Language Processing (NLP), Daten aus digitalisierten Dokumenten zu extrahieren. Ein interessanter Anwendungsfall für diese sogenannte „rule-based automation“ trat mit dem International Financial Reporting Standard 16 auf. Ergebnis der Konzeption und Umsetzung bei einem Glas- und Glaskeramikhersteller waren Gestaltungsprinzipien zur regelbasierten Automatisierung der Datenextraktion aus physischen Leasingverträgen durch Anwendung von NLP.
Zum anderen hält die sogenannte „cognitive-based automation“ in der Buchhaltung zunehmend Einzug. Das Kompetenzzentrum Unternehmenssteuerungssysteme bearbeitete in diesem Zusammenhang die Integration der kognitiv-basierten Automatisierung für eine bessere Rechnungsverarbeitung. Auf der Grundlage einer Fallstudie in einem führenden Chemieunternehmen wurde ein Prototyp zur Empfehlung der Zielkonten und Freigeber für Rechnung ohne Bestellung erarbeitet, der die Bearbeitung von mehr als 500.000 Rechnungen pro Jahr effizienter machen soll. Der Prototyp befindet sich aktuell in der Testphase.
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4. Predictive Analytics
Unternehmen verwenden sogenannte „Forecasts“ (Prognosen), um Abweichungen von ihren Plänen vorherzusagen. Die meisten Prognoseprozesse beruhen auf dem erfahrungsbasierten menschlichen Urteilsvermögen. Predictive Analytics stellt darauf ab, Algorithmen so einzusetzen, dass sie wie „moderne Kristallkugeln" eher faktengetriebene Aussagen zur Zukunft liefern; dies auf der Grundlage historischer Zeitreihen und weiterer Einflussfaktoren. Das Kompetenzzentrum Unternehmenssteuerungssysteme konzentriert sich in seiner Arbeit aktuell auf einen Pumpenhersteller und arbeitet an der Prognose von Absatzmengen. Ziel ist es dabei, erfahrungsbasiertes menschliches Urteilsvermögen und vorhersagende Analytik miteinander zu kombinieren.
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5. Digital Enterprise Platform
Des Weiteren beschäftigt sich das Kompetenzzentrum Unternehmenssteuerungssysteme mit dem Thema „in-memory technology“, insbesondere SAP S/4HANA. Neben der Forschung zu verschiedenen Anwendungsfällen mit verschiedenen Partnerunternehmen werden weitere technologische Grundlagen erarbeitet sowie verschiedene gemeinsame Schulungen mit SAP zum besseren Verständnis dieses neuen ERP/BI-Ansatzes veranstaltet. Zudem wird ein Modell zur Erfolgsmessung digitaler Initiativen mit einem Chemieunternehmen erarbeitet. Es soll verschiedene Beurteilungskriterien nach den Dimensionen Effizienz, Effektivität und Erfahrung umfasst zusammenbringen.
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6. Next-Gen CFOs
Neue Technologien, neue Führungsstile – die Digitalisierung verändert die Finanzabteilung. Der Arbeitskreis „Digital Finance“ der Schmalenbach-Gesellschaft hat daher ein Netzwerk für die „next-gen CFOs“ eingerichtet, mit deren Teilnehmern das Kompetenzzentrum Unternehmenssteuerungssysteme Themen im Bereich „Führung und Mensch“ diskutiert. Dabei steht die Transformation, die durch die Einführung digitaler Technologien initiiert wird, aktuell im Mittelpunkt.
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7. Flipped Classrooms
Ausgelöst durch die COVID-19 Pandemie fand in 2020 eine Spontanrevolution zum digitalen Lernen statt; dies mit ambivalenten Erfahrungen. Ernüchternd, weil offensichtlich wurde, dass die digitale Lehre über Jahre verschleppt wurde. Ermutigend, weil neue Lernmodelle neue Horizonte aufzeigten. Aber wie lassen sich Gestaltungsempfehlungen für dieses neue Lernen fundieren und zielgruppenkonform umsetzen? Ein „flipped classroom“ im Sommersemester 2020 mit zwei unterschiedlichen Teilnehmergruppen, Studenten und Praktiker, am Lehrstuhl gab unter dem Motto „Zuhause lernen und doch im Klassenverbund integriert“ Aufschluss.
Um Entscheidungen in Unternehmen nachhaltigkeitsorientiert treffen zu können, ist es erforderlich, dass den Entscheidungsträgern entsprechende ökonomische, ökologische und sozialbezogene Informationen zur Verfügung gestellt werden. Dies zu gewährleisten, ist die zentrale Aufgabe des Nachhaltigkeitscontrolling.
Ein Forschungsstrang des Fachgebietes betrifft dabei die Frage, inwieweit z.B. qualitäts- und umweltorientierte Controllinginstrumente so modifiziert werden können, dass sie mehrdimensionale Entscheidungen ermöglichen, indem kundenorientierte und ökologische Aspekte integriert betrachtet werden.
Darüber hinaus werden Ansätze sowie die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen einer Integration nachhaltigkeitsorientierter Managementsysteme, etwa für Qualität, Umwelt, Energie sowie Gesundheitsmanagement und Arbeitssicherheit, analysiert.
Zu der nachhaltigkeitsorientierten Forschung am Fachgebiet gehören zudem empirische Studien zu der Frage, mittels welcher Instrumente Unternehmen ihre ökologischen Ziele festlegen und inwieweit hierbei auch „wissenschaftsbasierte Umweltziele“ eine Rolle spielen. Zu diesem Themenkomplex werden insbesondere qualitative Studien in Form von Experteninterviews mit Unternehmen durchgeführt. Eng hiermit zusammen hängen Forschungsprojekte des Fachgebiets zu „Purpose-Led Companies“.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit ist die Umsetzung von (Gender) Diversity in Unternehmen. Auch hierzu werden am Fachgebiet Forschungsprojekte realisiert, die sich z.B. auf die Hintergründe und Auswirkungen freiwilliger genderorientierter Selbstverpflichtungen von Investoren beziehen.
Innovationen sind für den Erhalt und Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen von immenser Bedeutung. Dabei müssen Entscheidungsträger bei knappen finanziellen und personellen Ressourcen sicherstellen, dass Erfolg versprechende Projekte ausgewählt und entsprechend ausgestaltet werden. Hier stellt sich u.a. die Frage, mithilfe welcher Bewertungsinstrumente die Entscheidungen zielführend getroffen werden können.
Das Fachgebiet RCW ist an einem Verbundprojekt beteiligt, dessen Ziel darin besteht, eine innovative energetische Vollsanierung eines Teils der Postsiedlung in Darmstadt zu ermöglichen. Hierzu wurde ein integrales System für die Erzeugung, Speicherung und Vernetzung erneuerbarer Energien entwickelt. Im Rahmen dieses Projektes analysieren das Fachgebiet RCW und das Fachgebiet Unternehmensfinanzierung (Professor Schiereck) u.a. die Lebenszykluskosten der innovativen Elemente der Siedlung mit Hilfe des Life-Cycle-Costing-Ansatzes.